Leserbrief zum Artikel „Zu(g)kunft: Region will keine Schmalspur-Lösung“ (Tips, 14. Aug. 2015)

Der Artikel liefert wieder einmal ein gutes Beispiel dafür, wie man als Staatsbürger zum Narren gehalten und die breite Öffentlichkeit durch einen von ihr gewählten Politiker in die Irre geführt wird.
Da folgt im Plädoyer für die Modernisierung der Mühlkreisbahn von Linz bis Aigen Schlägel auf die dezidierte Aussage: „Wir werden sicher keinen etappenweisen Umbau der Bahnlinie in Kauf nehmen, der dann das Ende in Kleinzell oder in Rottenegg findet“, quasi als Antwort die pfiffige Erwiderung: „Das Wichtigste ist, dass die Leute so schnell wie möglich nach Linz und retour kommen.“ Damit wird schlauerweise jede Klarstellung bezüglich der geäußerten Befürchtung vermieden, ohne etwas Falsches gesagt zu haben, wenn sich eines Tages herausstellen sollte, dass der Schienenverkehr von Rottenegg oder Kleinzell die Leute tatsächlich so schnell wie möglich bis Linz und retour bringt und dafür die Anderen bis Aigen Schlägel hinauf auf den stillgelegten Gleisen (z.B. zwischen Haslach und Rohrbach) spazierengehen dürfen. Die Kunst, auf das in Rede Stehende mit etwas ganz Anderem zu antworten, kennt man als besorgter Staatsbürger inzwischen bis zum Überdruss. Sie wird in diesem Fall aber noch mit dem listigen Nachsatz aufgebessert: „Wie weit die Räder unten auseinander stehen, ist nebensächlich.“
So bezichtigt man die Gegner einer ganz unverständlichen Engstirnigkeit und liefert sie dem allgemeinen Gelächter aus. Durch diese Verunglimpfung werden aber nicht nur alle gewichtigen Einwände wie z.B. die doppelten Kosten der propagierten „Schmalspur-Lösung“ bei gleichzeitig (wie eben sehr zu befürchten ist) stark verkürztem Trassenverlauf beiseite gewischt, sondern zugleich jede Begründung darüber verweigert, warum man die viel aufwändigere Reduktion der bestehenden Bahn auf eine Schmalspur gegen den erklärten Willen zahlreicher Gemeinden und ihrer Einwohner unter allen Umständen durchzudrücken versucht, und bei diesem politischen Gewaltakt keineswegs davor zurückschreckt, ihnen mit Taschenspielertricks (von der oben vorgeführten Art) Sand in die Augen zu streuen.
Wenn das die neue Art der Volksvertreter ist, ihre demokratische Gesinnung zum Ausdruck zu bringen, dann bleibt einem als Gegner aller Schmalspurigkeit nur mehr die Wahl, seinen Unwillen darüber durch die Abstinenz bei der kommenden Wahl zu bekunden.


Bernhard Heindl, Öpping